Lebensmittel und die Forderung nach Billigstpreisen: Wert und Wertschätzung hängen
immer zusammen. Studien belegen das. So zeigt sich, dass Menschen, die gerne zu „DREI
zum Preis von ZWEI“ Billigprodukten greifen, mehr wegwerfen, als jene die auf Herkunft und
Qualität der Produkte achten.
Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich sagt nun gemeinsam mit dem Land
Niederösterreich, dem Verein „Die Bäuerinnen Niederösterreich“ und dem
Entsorgungsunternehmen Saubermacher der Wegwerfmentalität den Kampf an. „Es landen
nach wie vor viel zu viele Lebensmittel im Müll. „Wir rufen zu einem bewussteren Einkauf
auf“, erklärt Landwirtschaftskammer Präsident Hermann Schultes und bittet die
Konsumenten, mit gut geplanten Einkäufen nicht nur Müll, sondern auch Zeit, Geld und
Kilometer zu sparen. „Unsere Bäuerinnen und Bauern liefern Qualität mit Herkunft und
arbeiten mit Respekt für Tiere und Natur. Sie bieten Produkte mit Geschichte und zwar ihrer
ganz persönlichen Lebensgeschichte. Hier ist die Hemmschwelle Produkte verderben zu
lassen und dann wegzuschmeißen weit höher“, so Schultes.
Auch Landesrat Stephan Pernkopf sieht die Lebensmittelverschwendung sehr kritisch:
„Lebensmittel sind zu kostbar für den Müll. Und nicht zuletzt bedeutet die hohe
Lebensmittelverschwendung auch eine mangelnde Wertschätzung für die Produkte unserer
Bäuerinnen und Bauern! Wir haben daher ein Paket geschnürt, um auf den hohen Wert
unserer Lebensmittel zu informieren. Darin enthalten: 3.500 Erdäpfelpyramiden vor
Kindergärten und Schulen, neue Angebote für Schulen, 50.000 Bio-Sackerl für
Bauernmärkte sowie Kino- und Radiospots mit Kabarettstars.“
Lebensmittelkompetenz schon bei Schülern stärken
Seit dem Jahr 2008 weisen die Bäuerinnen Niederösterreich im Rahmen eines Aktionstages
darauf hin, wie viele Lebensmittel im Hausmüll landen. Rund 67.000 Menschen konnten
dabei bereits auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Sogar eine eigene
Kochbroschüre unter dem Titel „Resteküche“ wurde herausgegeben und soll zeigen, dass
übrig gebliebene Lebensmittel durchaus noch ihren großen Auftritt haben können. Trotzdem
sieht die Präsidentin der Bäuerinnen Niederösterreich, Irene Neumann Hartberger nach wie
vor Handlungsbedarf: „Die meisten Menschen verstehen unter dem
Mindesthaltbarkeitsdatum ein Wegwerfdatum. Das ist schade. Wie das Wort sagt, ist die
Ware mindestens so lange haltbar, wahrscheinlich aber länger gut genießbar. Auch im
Gasthaus kann der Gast ganz leicht Lebensmittelabfälle vermeiden, indem er den Rest
seines Schnitzels für die Jause mit nach Hause nimmt. Das muss man allerdings alles
einmal wissen und auch der Wert unserer Lebensmittel uns allen wieder in Erinnerung
gerufen werden.“ Vor allem ein eigenes Unterrichtsfach in den Pflichtschulen könnte hier
Abhilfe schaffen. „Lebensmittel und alles was dazu gehört müssen fixer Bestandteil des
Unterrichts werden. Mit einem Fach ‚Lebensmittelerzeugung und Lebensmittelkunde‘
könnten wir einiges in diesem Bereich vorantreiben“, ist auch Landwirtschaftskammer
Präsident Hermann Schultes überzeugt.
Wenn schon entsorgen, dann richtig
Für die Herstellung eines neuen Qualitätsproduktes – Kompost – spielt die sortenreine
Sammlung eine zentrale Rolle. Der am häufigsten vorkommende Störstoff im Bioabfall sind
Kunststoffsäcke, in denen der Biomüll im Haushalt vorgesammelt wird. Diese müssen bei der
Kompostierung aufwändig per Hand entfernt werden. „Es gibt zum Teil noch viel
Aufklärungsarbeit zu leisten“, meint Hans Roth, Gründer und Eigentümer der Saubermacher
AG, zur aktuellen Situation. „Plastik im Bioabfall ist besonders unangenehm. Am besten,
man legt den Bioabfalleimer für die Küche zB. mit Küchenrollenpapier aus. Es gibt auch
kompostierbare Säcke aus Papier im Handel zu kaufen. Beim Kompostierprozess zerfällt das
Papier restlos“, informiert der Umweltpionier weiter.
Im Restmüll landen immer noch rund 30% organische Abfälle. Eine saubere Mülltrennung ist
jedoch die wichtigste Grundlage für eine qualitätsgesicherte (Bio-)Abfallverwertung und
Komposterzeugung. Jeder Bioabfall in der Restmülltonne ist daher eine Vergeudung
wertvoller Ressourcen und erschwert die Aufbereitung des Restmülls.
Kompost aus der Region für die Region – ARGE Kompost und Biogas NÖ
In Niederösterreich haben sich 59 Kompostbauern mit 44 Kompostanlagen
zusammengeschlossen. Sie verwerten etwa 175.000 Tonnen Bioabfälle und Grünschnitt.
Daraus werden rund 72.000 Tonnen hochwertige qualitätsgesicherte Komposte hergestellt,
Auch Kompost-Gartenerden kommen von ihnen auf den Markt. Die Komposte direkt vom
Bauern werden als natürlicher Dünger und Bodenverbesserer zu 50 Prozent in der
Landwirtschaft, zu 30 Prozent im Landschaftsbau und zu jeweils 10 Prozent in Privatgärten
und in Gärtnereien verwendet. Weitere Informationen dazu unter „Kompost tut gut“ auf