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Bundesheer: Grabungsfund – Vermutliches Feldlager der französischen „La Grande Armée“ aus 1805 entdec

Übungsplatz wird zum archäologischen Schauplatz

Heute besichtigte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner gemeinsam mit Vertretern der französischen Botschaft am Übungsplatz des Bundesheeres im niederösterreichischen Steinfeld einen ausgewöhnlichen archäologischen Fund – ein vermutliches Feldlager der französischen „La Grande Armée“ aus dem Jahre 1805.
Forscher des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) des Bundesheeres, des Ludwig-Boltzmann-Instituts (LBI) und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) entdeckten das außergewöhnliche und einzigartige Lager. Im Rahmen einer Erprobung von Sensorentechniken am Rande des Schießplatzes südlich von Sollenau fanden die Experten nicht nur wie geplant Kampfmittel, sondern auch die archäologischen Umrisse. Das Bundesamt für Denkmalschutz wurde sofort informiert. Die Grabungen haben bereits vom 19. Oktober bis 23. Oktober 2020 stattgefunden.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner: „Das Österreichische Bundesheer zeigt in vielen Bereichen seine Kompetenzen. Von Corona-Einsätzen, wo unsere Soldatinnen und Soldaten die Gesundheitsbehörden tatkräftig unterstützen, Assistenzeinsätzen wie bei Naturkatastrophen bis hin zu wissenschaftlichen Forschungen, wie wir es hier heute miterleben. Die Expertinnen und Experten des ARWT sind mit ihren Forschungen ein wichtiger Teil des Bundesheeres. Sie arbeiten aber auch eng mit der zivilen Wissenschaft und Forschung an verschiedensten Projekten zusammen. Ihr Know-how und fortschrittliches Engagement sind für ein zukunftsreiches und modernes Bundesheer unverzichtbar.“

Gemeinsam mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Geoarchäologie und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik startete das Österreichische Bundesheer Ende letzten Jahres 2019, ein Projekt namens „InfoSYS“ des Verteidigungsprogramms FORTE. Dabei handelt es sich um ein geoinformationsbasiertes System, welches Sprengfallen und Kampfmittel tief unter der Erde erkennen soll. Das System besteht aus verschiedenen bodeneindringenden Sensoren, das derzeit in unterschiedlichen Geländeformen getestet wird. Im Rahmen einer Testphase erprobten die Forscher diese spezielle Sensorentechnik am Übungsplatz des Bundesheeres, um Kampfmittel wie beispielsweise Bombenblindgänger aufspüren zu können. Als die Forscher den Abschnitt untersuchten, fanden sie archäologischen Umrisse.

Das Bundesdenkmalamt wurde sofort informiert. Katharina Oremus, Biologin, Archäologin und Anthropologin des biologisch-technischen Zentrums des ARWT wurde zur Grabungsleiterin bestimmt. Ihr Team aus Mitarbeitern des Amts sowie dem Ludwig-Boltzmann-Institut und der Universität Wien hat am 20. Oktober 2020 mit den Probegrabungen begonnen. Nach der Aushebung der Fundstelle und ersten Analysen konnte ein vermutliches Militärlager der französischen Armee aus den napoleonischen Kriegen, vermutlich aus dem Jahr 1805, entdeckt werden. Dieser Fund ist bisher der einzig belegte Fall eines französischen Feldlagers in Österreich, während bisher nur österreichische Lager identifiziert wurden. Es konnten Keramiken, Knochenreste, Musketenkugeln, Knöpfe und anderes Gut gefunden werden. Es ist vorgesehen, im Frühjahr 2021 alle Fundstellen zu öffnen und zu untersuchen.

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